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Grabmäler

Schon damals, beim Bau der neuen Kirche 1734 betrieb man Denkmalpflege, denn aus der abgebrochenen alten Kirche wurden die beiden Epitaphien (Gedächtnistafeln) für Mitglieder der Familie von Thumbshirn übernommen und auf der nördlichen und südlichen Empore angebracht. Des weiteren wurden die Grabdenkmäler, die sich jetzt im Altarraum und an der Westwand des Kirchenschiffes befinden übernommen.

 

Die Epitaphe sind beide den ehemaligen Rittergutsbesitzern, der Familie "von Thumbshirn" gewidmet. Die Familie von Thumbshirn, war auch weit über Ponitzer Grenzen im gesamten Herzogsgebiet Sachsen-Altenburg ein sehr bedeutender Name. Vor allem Dr. Wolfgang Conrad von Thumbshirn war ein bedeutender Politiker des 17. Jahrhunderts, Kanzler des Herzogtums Sachsen-Altenburg und hatte entscheidenden Anteil am Zustandekommen des Westfälischen Friedens. In unserer Umgebung zählen die Grabdenkmäler zu den wenigen noch gut erhaltenen aus dieser Zeit, weil sie vor Witterung geschützt im Kirchinneren angebracht sind.

 

Das Epitaph für Abraham von Thumbshirn (1535-1593) an der Südempore

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Er kaufte 1568 das Rittergut von Heinrich von Ende für 3000 Mfl. Abraham von Thumbshirn ließ dann auch die damalige kleine Wasserburg zu unserem heutigen Renaissanceschloss ausbauen. Ein Pfeiler trägt die Jahreszahl 1574. Das Wesensmerkmal dieses Epitaphs ist das große Auferstehungsbild, welches jeweils von einem Säulenpaar flankiert wird. Die Säulen, die am unteren Schaft schönes Beschlagwerk aufweisen, ruhen auf schmuckvollen Pilastern, wo dem Zeitgeschmack entsprechend Löwenköpfe am ehesten als groteske Masken anzusprechen sind. Zwischen den Säulenkonsolen, die mit Engelsantlitzen verziert sind, befindet sich das Stifterbild für Abraham von Thumbshirn und Familie, darunter seine Ehefrauen Eva von Ende, Barbara von Breitenbach und Christina Pflug. Epitaph ist als eine Art "Erlösungsallegorie im Lutherischen Sinne" zu verstehen. Darum also auch das Hauptbild welches die Auferstehung Christi zeigt (Christus als Erlöser der Stifterfamilie Thumbshirn). Über diesem Bild befindet sich ein Gurtsims, das an den Säulenpaaren ausgekragt ist. Über den Säulenpaaren haben 2 allegorische weibliche Figuren Aufstellung gefunden (linke: kelchhaltende Figur " der Fides" = personifizierte Darstellung des Glaubens; rechte: Taube haltende Figur "Spes" = Hoffnung. Diese beiden Figuren rahmen noch einen zurückspringenden obersten Aufbau ein, welches ein Bild von der Himmelfahrt Christus zeigt.

Das Epitaph für Hans Heinrich von Thumbshirn (1565-1613) an der Nordempore

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Dieses Epitaph von 1614 wurde für den Sohn von Abraham von Thumbshirn, Hans Heinrich von Thumbshirn errichtet. Zusammen mit seiner Frau Anna geb. von Einsiedel aus dem Hause Syhra und den vier Söhnen ist er im untersten Teil des Epitaphs dargestellt. Das Stifterbild wird links und rechts von auskragenden Pilastern gesäumt, wo die Evangelisten Matthäus und Markus in ovalrunden in Diamantband gerahmten Bildern dargestellt sind. Die beiden schmuckvollen und aufwendigen Säulenpaare säumen das Hauptbild, in welchem die Anbetung Christi durch die Hirten gezeichnet ist. Auf dem Rahmen der dieses Bild umgibt sind zahlreiche (aber leider unvollständig) Ahnenwappen der Familie abgebildet. Die Säulenpaare werden nach außen hin von ganz eigenwilligen Kartuschenrahmungen begrenzt, auf denen zum einen ein Bild der Verkündigung und zum anderen die Kreuzigung Christus auszumachen ist. Über dem Sims wird schließlich zwischen einem weiteren Säulenpaar das Bild des Pfingstwunders gezeigt, wo die 12 Apostel Maria als zentrale Figur umlagern. Neben diesem Bild ist links noch ein abgestuftes Bildnis des Evangelisten Lukas und rechts des Evangelisten Johannes auszumachen. Über dem Pfingstwunderbild befindet sich schließlich die Inschrift: "Ich will meinen Geist auff deinen Samen giessen, vnd meinen Segen auff deine Nachkommen".

Die Grabsteine im Kircheninneren

Wohl kaum etwas berührt den Menschen mehr als die unausweichliche Konfrontation mit dem Tod, die ganz besonders ihren Niederschlag in der Grabsteingestaltung findet. Heutige Grabmale werden durch weltweite Verkehrserschließung oft aus billigerem nicht bodenständigem Material beinahe industriemäßig gefertigt, wo eben durch eine Art Massenware das eigenschöpferisch Gewachsene immer mehr zurückgedrängt wird und Gefühlsmäßiges zurücktritt. Wer aber einmal genauer die alten Grabdenkmäler im Inneren der Ponitzer Kirche betrachtet, wird schon bald merken, wenn er etwa den reich verzierten, aber trotzdem nicht aufdringlich erscheinenden Wappen, dem Verlauf von Pflanzengerank bis hin zu den Blüten "nachgeht", dass man das versteinerte, aber doch pulsierende (Pflanzen)Leben im übertragenen Sinne nacherleben kann. Letztendlich werden im beschaulichen Gemüt des Betrachters dann die zahlreichen kindlich-naiven Puttofiguren zu Schutzengeln. Sie entsprechen durchaus den naiv-sinnlichen Vorstellungen vom Jenseits des kraftvollen Barockzeitalters, dem diese Steine verpflichtet sind. Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes für eine Wiederauferstehung (mehr als die heutige Gestaltungsweise vermag) . Wenn es stimmt, dass Kunst immer auch Spiegel der Zeit sei, so war die Barockzeit gegenüber dem heutigen von regelrecht übersprudelnder liebevoller Lebendigkeit beseelt. Hier sei noch erwähnt, dass z.B. auf Holzschnitten von Ludwig Richter spielende Kinder inmitten solcher altem naiv-unbefangen ausgeführten Grabsteine nichts Schlimmes empfinden, was heutigen Gefühlen zu widersprechen scheint.

 

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Hans Wilhelm von Thumbshirn (1598-1639)

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Christian Wilhelm von Thumbshirn (1653-1711)

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Volkmar Dietrich von Zehmen (1646-1713) &

Georg Ernst von Zehmen (1683-1725)

 

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Dorothea Felicitas von Zehmen (1656-1728)