Geschichte
Die jetzige Kirche ist in den Jahren 1733 bis 1734 erbaut worden. Ihr Vorgängerbau stammt vermutlich aus romanischer Zeit. Diese Vermutung stützt sich auf die erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers In Ponitz im Jahr 1296 ("Herr Heinrich, Pleban in Ponitz"). Wenn also ein Pfarrer erwähnt wird, dann muß logischerweise hier eine Kirche vorhanden sein, an der er amtiert hat. Diese erste Kirche wurde also zur Zeit der im 10. Jahrhundert einsetzenden Christianisierung des Pleißengaues erbaut. Dafür wurde - wie des öfteren im Altenburger Land - die Anhöhe über der in der Pleißeniederung gelegenen slawischen Siedlung Ponitz (slawisch: "Das Niedrige") benutzt. Ob diese Kirche an Stelle eines früheren slawischen Höhenheiligtums gebaut wurde, lässt sich heute mit Sicherheit nicht sagen.
Im Jahr 1349 wird diese Kirche indirekt erwähnt, wenn von einer "Kapelle zu unserer Lieben Frau" - gemeint ist eine Kapelle zur Verehrung der Maria, der Mutter Jesus - links vom Chor dieser Kirche in einer Urkunde des Klosters Frankenhausen berichtet wird. Diese erste Ponitzer Kirche hatte eine geringere Breite als der jetzige Bau. Ihre Grundmauern entdeckte man im Jahre 1909 beim Anlegen des Heizungskellers unter der nördlichen Hälfte des Kirchenschiffes. Die Ostwand dieser alten Kirche wurde in den Neubau 1733/34 mit einbezogen. Darauf weist im Raum links von der östlichen Eingangstür eine "Piscina" hin, ein aus vorreformatorischer Zeit stammendes Ausgussbecken mit einer Öffnung nach außen für geweihtes Wasser, das nach dem Gottesdienst nicht mehr benötigt wurde. Über diese alte Kirche sind verschiedene Nachrichten noch erhalten: Im Jahr 1540 wurde eine Turmuhr angeschafft, die über 320 Jahre in Gebrauch war. Sie wurde also 1733/34 in den Neubau mit übernommen. 1653 wurde die Kirche durch den Maler Neunöbel aus Crimmitschau ausgemalt und vier Jahre später wurde ein Positiv (=Kleinorgel) mit fünf Registern aufgestellt. 1691 war das Dach der Kirche äußerst schadhaft geworden, und 27 Jahre später musste der baufällig gewordene Turm abgetragen werden, "und das Bedürfniß eines neuen Gotteshauses stellte sich immer dringender heraus" (Löbe, S.163). Von 1732 bis 1733 wurde die Kirche nun abgerissen, und das Abbruchmaterial wurde zum Bau eines Schulhauses an der Gößnitzer Straße verwendet. Es ist noch zu erwähnen, dass der Name dieser ersten Kirche nicht mehr bekannt ist. Sie war auf jeden Fall einem Heiligen geweiht.
So kam es in den Jahren 1733 bis 1734 unter der Leitung des Altenburger Baumeisters Gottfried Samuel Vater zum Neubau. Auftraggeber war der damalige Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron Karl August Edler von der Planitz. Er war mit Christiane Sibylle von Zehmen verheiratet, deren Mutter aus der Familie von Thumbshirn stammte. Leider sind die Bauakten nicht mehr vorhanden; sie wurden vermutlich mit anderen Aktenstücken aus dem Archiv des Renaissanceschlosses durch den späteren Rittergutsbesitzer Oehler auf einer Auktion in Nörditz bei Gößnitz versteigert. An der Erbauung der Kirche erinnert die Votivtafel (d.h. Weihetafel), die jetzt wieder über der Rittergutsloge vor der Brüstung der 2. Empore angebracht ist und deren chronogrammatische Inschrift zu deutsch so lautet: "Dieser Ort sei und bleibe dem Dienst Gottes und dem Gebet heilig". Die im Lateinischen groß geschriebenen Buchstaben ergeben als römische Zahlen die Jahreszahl 1734.Schon vor der offiziellen Einweihung ist die Kirche im Herbst des Jahres 1734 zu einem Beerdigungsgottesdienst benutzt worden. (Der Friedhof befand sich damals noch rings um die Kirche). Die festliche Einweihung erfolgte dann am 3. Adventssonntag, am 12. Dezember 1734, durch den Generalsuperintendenten Löber aus Altenburg. Schon damals, beim Bau der neuen Kirche 1734 betrieb man Denkmalpflege, denn aus der abgebrochenen alten Kirche wurden die beiden Epitaphien und Grabdenkmäler, der im Jahr 1604 von Anna von Thumbshirn geb. von Einsiedel gestiftete Taufstein und die schon erwähnte Turmuhr übernommen. Vielleicht wurde auch das Positiv von 1657 in der neuen Kirche bis zur Einweihung der Silbermannorgel am 18. November 1737 noch benutzt.
Während der Amtszeit des Pfarrers Carl Friedrich Herling, an den eine Gedenktafel an der Westwand des Kirchenschiffes erinnert, erfolgten im Jahr 1881 starke Eingriffe in das Innere und Äußere des Bauwerkes. Der stärkste Eingriff war die Umsetzung der Kanzel von der Orgelempore vor die Brüstung der Südempore, wobei eine neue Kanzeltreppe in den Altarraum eingefügt wurde. Damit wurde der bauliche und gedankliche Zusammenhang zwischen Altar, Kanzel und Orgel aufgehoben, der seit der Barockzeit in den evangelischen Kirchen vor allem Sachsens und Thüringens sich herausgebildet und zum Typus des "Kanzelaltars" bzw. hier in Ponitz zum "Emporenkanzelaltar" geführt hatte. Dieser Eingriff wurde im Jahr 1980 rückgängig gemacht, als die Kanzel wieder ihren ursprünglichen Platz erhielt. Dabei wurde die Verbindung zwischen Altar und Kanzel noch stärker als vor 1881 betont, indem auf dem Altar die Figuren des Evangelisten Johannes (mit dem Kelch in der Hand) und des Moses (mit den 10 Geboten) aufgestellt wurden. Diese beiden Figuren stammen vermutlich aus der Werkstatt des Bildhauers Irmscher in Zwickau und befinden sich seit 1734 in unserer Kirche. Um 1900 waren sie wie alle anderen farbenfrohen Flächen aus der Erbauungszeit mit brauner Farbe überstrichen worden, die erst mit der Restaurierungsphase ab 1960 entfernt wurde. Seitdem zeigt sich der gesamte Innenraum der Kirche wieder in der ursprünglichen Farbigkeit des Bauernbarock. Auch das Gestühl wurde von dieser stilwidrigen Bemalung befreit und lässt nun wieder die Namen der ersten "Kirchenstuhlbesitzer" von 1734 erkennen.
1881 wurden die Türen an den Längswänden zugemauert. Dadurch ergab sich später die Möglichkeit, an der südlichen Längswand den Taufstein dort aufzustellen, wo er heute noch steht. Die Treppen, die im hinteren Teil des Kirchenschiffes zur linken und rechten Empore führten, wurden 1881 abgerissen, um die Emporen bis zur Rittergutsloge zu verlängern. Von dieser wurden sie durch seitliche Glaswände abgetrennt. Auch die Treppe aus dem Vorraum im Erdgeschoss des Turmes wurde entfernt. Anstelle dieser Treppen wurden rechts und links vom Turm zwei überdachte Außenaufgänge zu den Emporen errichtet, die im Laufe der Jahrzehnte so baufällig geworden waren, dass sie 1976 abgebrochen werden mussten. Erst seit 1990 ist durch eine neue Treppe aus dem Vorraum der direkte Zugang zur Rittergutsloge und zu den Emporen wieder möglich.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine Warmluftheizung eingebaut, die bis 1987 betrieben wurde. Beim Bau des dafür erforderlichen Schornsteines stellte man fest, dass die Köpfe der Deckenbalken auf der Nordseite verfault waren. Dadurch senkte sich die Decke so sehr, dass die auf dem Orgelgehäuse auflag. Der dadurch entstandene Druck auf die Orgel sollte durch Einbau einer Stahlkonstruktion in den Dachstuhl beseitigt werden. Dies geschah in den Jahren 1983 und 1984, wobei die Decke um ca. 10 cm angehoben wurde. Endgültig wurde der Schaden in den Jahren 2000 und 2001 beseitigt, indem alle Deckenbalken auf beiden Seiten neue Köpfe erhielten und nun wieder vollständig auf dem Mauerwerk aufliegen. Die erwähnte Warmluftheizung wurde 1987 durch eine Elektro-Bankheizung ersetzt. An deren Stelle wurde 11 Jahre später eine dem neuesten Stand der Technik entsprechende Infarot-Heizung eingebaut. Seit 1913 wurde die Kirche elektrisch beleuchtet. Mehrfach wurde auch die Elektroanlage erneuert; die jetzigen Kronleuchter hängen seit 1987 in der Kirche.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in mehreren Etappen die Kirche innen und außen umfangreich saniert (Wiederherstellung der originalen Farbgebung an Gestühl, Emporenbrüstungen, Orgel, Kanzel, Altar, Altarfiguren und -kruzifix; neuer Anstrich an Wänden und Decke; Schmuck der Decke mit der geschnitzten und vergoldeten "Gloriole"; Erneuerung der Zifferblätter; Einbau einer elektrischen Läute- und Turmuhranlage; Schwammbeseitigungen in den Dachstühlen des Turmes und des Kirchenschiffes; neue Dacheindeckungen für Turm und Schiff; neuer Außenputz; Anlage der Freitreppe vor dem Haupteingang und neuer Sandsteinfußboden im Eingangsbereich).
- Pfarrer Reinhard Siegesmund